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Pressespiegel - Rezensionen
"Zu Fuß durch Europa" "Interview zum Buch: Zu Fuß von Dresden nach Dublin" Blitz! Das Stadtmagazin Dresden - 15. November 2006
Jeder träumt davon: Einfach raus! Alles vergessen. Was ganz anderes tun. Jan Balster hat es getan und ist "Zu Fuß von Dresden nach Dublin" (Verlag am Park) gewandert. Unser Literaturredakteur (Henner Kotte) sprach mit dem Läufer, Reisejournalisten, Buchhändler...
Blitz!: Wie kamst du auf die Idee zu Fuß durch Europa zu wandern? Reisen wollte ich schon immer und möglichst viele Leute kennen lernen, mit ihnen ein Stück Leben verbringen. Nun kamen noch einige Umstände hinzu: Ich war damals arbeitslos und damit auch finanziell nicht sehr betucht. Die Idee zu Fuß erwuchs sehr schnell, vier Wochen Vorbereitung und los ging es.
Blitz!: Was sagten die Anverwandten dazu?
Blitz!: Wie geht man mit dem Risiko der Nichtversichertheit um? Denn die Krankenversicherung hattest Du ja gekündigt. Man geht immer davon aus, es passiert schon nicht. Darüber habe ich zu Beginn der Reise nachgedacht, doch mit jedem Kilometer schwindet dieses Risiko, man lernt dazu. Clochards sind auch nicht versichert. Und sollte doch etwas passieren, hilfsbereite Menschen sind noch nicht ausgestorben. In Deutschland blieb ich unversichert, weshalb ich dieses Land so schnell wie nur irgend möglich verließ.
Blitz!: Warum der Zielort Dublin? Auf zum Atlantik! Diesen Riesentümpel wollte ich mir schon immer einmal anschauen. Dublin hat sich auf der Reise ergeben. Der Satz: "Ich wandere von Dresden nach Dublin" klingt vertrauter, als: "Ich bin zwischen Coswig und Doolin zu Fuß unterwegs"
Blitz!: Warum der Umweg über die französische Mittelmeerküste? Ich wollte so viel wie möglich von Frankreich sehen oder einfach wissen, ob es in Arles wirklich an keiner Ecke zieht und die Wassertemperatur im Mittelmeer höher ist, als die des Atlantiks. Ich habe mich treiben lassen, kann also sagen, ich habe mich nie verlaufen.
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Das Ziel Dublin hat sich auf der Reise ergeben
Blitz!: Was war die schlimmste Nacht?
Blitz!: Wem möchtest du noch einmal begegnen? Otto aus Avignon sagte zu mir: "Man sieht sich immer zweimal im Leben." Ich möchte wissen, ob Otto seine Tochter in Kanada besuchte. Ob Jeanne aus Lyon ihr Abitur bestanden hat, Peter, der Tramp wieder den Menschen vertraut. Ob John immer noch im Obdachlosenasyl in Bristol vorbeischaut, Linda einen besser bezahlten Job fand und ihr Vater seinen Lebensabend genießen kann. Ob Sean von den Drogen runter ist, sein Vater noch der IRA anhängt und Stanley, der Musiker aus Killkenny, seinen großen Hit landete?
Blitz!: Gibt es reiseliterarische Vorbilder? Schwierige Frage. Wenn ich jemanden nennen muss, so bleibt Woody Guthrie mit seinem Buch: "Bound for Glory". Eine Reise als Tramp und Folksänger durch Amerika. Andernfalls ist es mir gleichgültig, ob ein Autor bekannt oder unbekannt ist, wichtig ist der humanistische Gedanke und die Wahrheit in seinen Büchern, seinen Texten. Es ist leicht Arbeitslose und Ausländer abzuwerten, wenn man selbst keine kennt. Doch sie zu Wort kommen lassen, ihr Vertrauen zu wecken, ist verdammt schwer.
Blitz!: Wie hast du den Verlag gefunden? Das kann lange dauern. Kürzer geht es so: wenn man vorn rausfliegt, kommt man von hinten wieder zurück. Ich habe zwölf Verlage angeschrieben, davon bekam ich zwei Absagen und drei Zusagen, der Rest hat sich nie gemeldet. Danach habe ich nach Bekanntheit und Verbreitung entschieden, nach dem guten Gefühl.
Blitz!: Was machst du heute? Seit 1996 bin ich publizistisch tätig, vor allem als Bild- und Reisejournalist für in- und ausländische Zeitungen und Zeitschriften. Ich schreibe unter anderem viel für Russland und eine kasachische Zeitung. Meine Bilder werden über nationale Agenturen und eine internationale Fotoagentur vertrieben. Und wenn ich nicht gerade globetrotte, arbeite ich als Buchhändler in Dresden.
Blitz!: Wann steigt die nächste Tour? Nächstes Jahr. Wohin kann ich noch nicht genau sagen.
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