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Die Toleranz ist schuld
Fragmente zum Populismus, über Flüchtlinge und AfD
Seite 1 Seite 3
Flüchtlinge aus dem Balkan
Legen
wir
hierzu,
weil
uns
diese
Region
näher
und
scheinbar
vertrauter
ist,
unser
A
u
g
e
n
m
e
r
k
stellvertretend
für
alle
a
n
d
e
r
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n
Flüchtlingsgebiete
auf
den
Balkan,
genauer
auf
das
ehemalige
Jugoslawien
und
Albanien.
Fast
jeder
hat
die
Bilder
der
g
r
ö
ß
t
e
n
Flüchtlingstrecks
und
Routen
im
Kopf.
Die
Menschen
drängen
nach
Mittel-
und
Nordeuropa.
Die
Sachlage
ist
also
für
einen
Mitteleuropäer
leichter
zu
begreifen.
Hauptsächlich
ist
die
Armut
der
Menschen
aus
den
Zerfallsstaaten
des
einstigen
Tito
-Staates
Jugoslawien
und
Albanien
der
Grund
zur
Flucht.
Es
ist
das
Ergebnis
der
westeuropäischen
Politik,
zunächst
unter
Anleitung
der
NATO,
hier
besonders
der
USA,
heute
der
europäischen
Führungseliten.
Erstens
wollten
sie
keinen
sozialistischen
Staat,
schon
gar
nicht
so
einen
großen,
zweitens
keinen
in
solch
einer
guten
politischen
und
ökonomischen
Verfassung
und
drittens
passte
Jugoslawien
in
Anbetracht
seiner
geostrategischen
Lage
ganz
und
gar
nicht
in
das
aufstrebende
EU-Projekt.
Zum
Anlass
des
Einmischens
des
Westens
kam
die
Beschwerde
separatistischer
Nationalisten,
die
sich
von
der
jugoslawischen
Regierung
materiell
nie
genug
berücksichtigt
fanden,
gerade
recht,
um
Einzelstaatsgründungen
auf
dem
Westbalkan
voranzutreiben.
Das
Ziel
war,
einen
neuen
Binnenmarkt,
zudem
von
beachtlicher
Größe,
zu
erschließen,
die
Leitwährung
Dollar
weiteren
Weltregionen
aufzulegen.
Alles
unter
dem
simplen
Vorwand,
die
Menschen
vom
»Joch
der
Sowjetunion«
zu
befreien.
Ein
Schuldiger
war
schnell
gefunden:
Serbien,
welches
die
Gebietsansprüche
am
Kosovo
nicht
aufgeben
wollte.
Es
folgte
die
Kriegserklärung
der
NATO,
die
sich
großkotzig
mit
der
US-
Luftwaffe präsentierte.
Nach
der
militärischen
Befreiung
(die
amerikanischen
Rüstungskonzerne
haben
beachtlich
verdient)
folgte
die
friedliche
Annexion
der
Europäischen
Union.
Hierzu
wurden
die
vorgefundenen
Wirtschaftsgüter
auf
ihre
Tauglichkeit
für
europäisches
Kapital
geprüft.
Ganz
konkret,
bei
Unattraktiven
überließ
man
den
Arbeiterselbstverwaltungen
in
den
jugoslawischen
Betrieben
die
Abwicklung
der
Arbeitskräfte.
Hingegen
sich
bei
produktiven
Unternehmen
die
europäischen
Wirtschaftsbosse
als
Heilbringer
aufopferten
.
Das
Ergebnis
dieser
Machenschaften
zeigte
sich
schnell,
die
Arbeitslosenquote
stieg
rapid
auf
40
Prozent
innerhalb
eines
Jahres
an.
Für
die
einheimische
Bevölkerung
stand
auch
hier
der
Schlechte
,
die
Leute
aus
den
ehemaligen
Arbeiterselbstverwaltungen
und
der
Gute
,
die
EU
mit
ihren
Wirtschaftsbossen
und
ihrem
amerikanischen
Dollar,
fest.
Die
Folgen
spüren
wir
jetzt.
Die
EU
hat
einfach
übersehen,
dass
es
vor
Ort
zu
viele
Menschen
gibt,
welche
auf
Lohn
angewiesen
sind.
Vergessen
wurde
einfach,
dass
ein
neuer
Absatzmarkt,
neue
Konsumenten
benötigt
und
dass
ein
Konsument
nur
ein
solcher
sein
kann,
wenn
er
Geld
verdient.
Kann
er
nicht
genügend
verdienen,
sucht
er
sich
einen
andern
Lebensfleck,
wo
er
es
zumindest
theoretisch
könnte.
Zynisch
müsste
man
behaupten,
hat
nicht
die
deutsche
Politik
immer
gefordert,
besonders
von
den
in
Deutschland
lebenden
Arbeitslosen,
die
Menschen
müssen
flexibler
in
der
Region
der
Arbeitssuche
werden.
Nun
bitte
Herr
Ingo
Kramer,
als
Vertreter
der
Unternehmerschaft,
hier
haben
Sie
ihre
Arbeitskräfte.
Er
darf
sicher
sein,
dass
Zöllner,
Polizei
und
Behörden
die
Flüchtlinge
katalogmäßig
korrekt
erfassen
und
diese
von
Sprachlehrern
zu
Deutsch
sprechenden
Billiglöhnern
ausgebildet
werden.
Der
Staatsapparat
arbeitet,
ohne
dass
es
dem
einzelnen
Staatsdiener
selbst
bewusst
ist,
am
Limit
für
dieses
Ziel.
(Ihren
Stundenlohn
zahlen
nicht
die
Konzerne,
sondern
er
wird
aus
der
Staatskasse
–
mit
Steuereinnahmen
der
allgemeinen Bevölkerung - bezahlt)
Zwischenzeitlich
ist
für
die
ehemaligen
Jugoslawen
und
Albaner
die
Ernüchterung
gekommen.
Die
Länder
Serbien,
Mazedonien,
Montenegro,
Albanien,
Bosnien-Herzegowina
und
der
Kosovo
stehen
auf
der
Liste
der
sicheren
Herkunftsländer.
Das
bedeutet,
die
Anerkennung
der
Menschen
auf
Asyl
gehen
gegen
Null.
Seit
Anfang
2015
werden
alle
Flüchtlinge
aus
den
eben
benannten
Staaten
in
ihre
jeweiligen
Heimatländer
zurück
geschickt.
Als
Lohn
für
den
jahrelangen
Dienst
im
Sinne
der
EU
wird
eben
diesen
Menschen
ein
EU-Beitritt
in
Aussicht gestellt.
mehr zum Thema
•
Sahra Wagenknecht (DIE
LINKE) Soziale Kälte und
solidarisches Miteinander,
das geht nicht zusammen
(17. Februar 2016)
CDU und SPD sprechen von einem
»Dauerproblem«
Um
das
Thema
Flüchtlingspolitik
in
den
Griff
zu
bekommen,
betont
die
Regierungskoalition
aus
CDU
und
SPD
immer
wieder,
dass
sie
mit
dieser
Aufgabe
»zu
tun«
haben.
Intern
und
inoffiziell
spricht
man
gar
von
einem
»Dauerproblem.«
Völlig
realitätsfern
scheint
ihnen
zu
sein,
dieses
»
D
a
u
e
r
p
r
o
b
l
e
m
«
dadurch
zu
lösen,
in
den
Ländern,
welche
die
Menschen
massenweise
verlassen,
vernünftige
Lebensbedingungen
zu
schaffen.
Dies
würde
allerdings
nicht
dem
westlichen,
gleich
imperialistischen
Weltbild
entsprechen,
dessen
noch
nicht
offiziell
verkündeten
Ziel
es
ist,
die
kapitalistische
Weltrevolution
,
besonders
nach
dem
Zusammenbruch
des
Ostblockes,
voran
zu
treiben.
Dies
zeigt
sich
bereits
darin,
dass
Hilfsorganisationen
bereits
seit
2013
bei
der
EU
um
Geld
für
syrische
Flüchtlinge
in
Jordanien
betteln.
(Jordanien
hatte
2015
5,9
Mill.
Einwohner
und
1,9
Mill.
Flüchtlinge)
Ganz
unverhohlen
spiegelt
sich
das
in
der
amerikanischen
Rüstungs-
und
Weltpolitik
wieder,
welche
auf
einem
klaren
Schwarz-Weiß-Denken
beruht,
wer
nicht
für
uns
arbeitet,
ist
gegen
uns.
Solch
ein
Staat
wird
kurzerhand
von
Amerika
zum
Schurkenstaat
oder
zur
Terrorregion
erklärt.
Die
Lösung
heißt
für
die
USA
häufig
nicht
Diplomatie
sondern
Krieg.
So
leiden
viele
ehemalig
besetzte
Staaten
an
deren
Säuberungsaktionen.
In
Südostasien
hat
Amerika
sein
Ziel
bereits
erreicht:
Transpazifische
Partnerschaft
(TPP)
,
ein
Handelsabkommen,
welches
fast
ausschließlich
Vereinigten
Staaten
von
Amerika
Vorteile
bringt
und
die
ostasiatischen
Staaten
in
absehbarer
Zeit,
circa
zehn
Jahren,
in
die
Überschuldung gegenüber den USA treibt.
Dieser
Politik
wegen
haben
es
die
Menschen
satt,
in
einem
Staat,
zerfressen
vom
Krieg,
mit
ausgelaugter
Wirtschaft
zu
leben.
Sie
werden
Flüchtling.
Sie
suchen
sich
ein
Zielland,
welches
ihnen
die
Möglichkeit
einer
menschenwürdigen
und
wirtschaftlichen
Existenz
bietet.
Europa
ist
diese
Hoffnung.
Europa
ist
mehr.
Wir
können
die
Probleme
noch
mit
Diplomatie
lösen,
ohne
uns
dabei
wirtschaftlich
zu
ruinieren,
fußt
doch
die
europäische,
nicht
wie
die
amerikanische
Wirtschaft
zur
Überlast, auf Rüstungsgewinne.
Flüchtlingshilfe
•
FAZ: »Jordaniens
menschlicher Umgang mit
Flüchtlingen« (5. August
2015)
•
Flüchtlingshilfe Rosenplatz:
»EU lässt das UN-
Welternährungsprogramm in
Syrien im Stich« (18.
September 2015)
•
UNRWA (23. Mai 2016)
•
Deutschlandfunk: »Syrische
Flüchtlinge in Jordanien -
Unbeliebte
Neuankömmlinge« (4.
Dezember 2013)
Von der Willkommenskultur zur
deutschen Leitkultur
Dabei
hilft
es
nicht
eine
Kampagne
zur
Willkommenskultur
auszurufen
oder
gar
eine
deutsche
Leitkultur
zu
verordnen,
welche
der
Einwanderungswillige
noch
unterzeichnen
muss,
wie
beispielsweise
der
FOCUS
im
Namen
der
Bundesregierung
fordert.
Haben
sich
die
Redakteure
einmal
gefragt,
wie
sich
ein
Syrier
dabei
fühlt,
wenn
er
sich
die
Meinung
»…
Existenzrecht
Israels
als
Teil
der
deutschen
Staatsräson«
(Quelle:
FOCUS,
»
Integrationspflicht
für
Migranten
«,
1.
Oktober
2015)
zu
eigen
machen
soll.
Also
einen
Staat
bedingungslos
anerkennen
soll,
mit
welchem
er
seit
1948
beinah
dauerhaft
im
Krieg
steht.
(Siehe:
Karin
Leukefeld,
Flächenbrand
Syrien
,
Irak,
PapyRossa
Verlag,
Köln
2015)
Noch
beschämender
fühlt
er
sich,
wenn
er
als
abgeschobener
Flüchtling
in
seine
Heimatregion
zurückkehrt.
Hier
wird
er
von
seinen
eigenen
Leuten,
eine
Form
der
schlimmsten
Demütigungen
für
einen
Menschen,
als
gescheitert abgestempelt.
Um
uns
dieses
Gefühl
zu
verdeutlichen,
nehmen
wir
eine
Situation
aus
unserer
Umgebung.
Stellen
wir
uns
vor,
ein
jahrelanges
Traditionsgeschäft
schließt
seine
Pforten.
Uns
kommt
es
selten
in
den
Sinn,
dass
der
Inhaber
in
den
wohl
verdienten
Ruhestand
treten
möchte.
Stattdessen
sprechen
wir
ihn
häufig
mit
den
Worten
an:
»Es
geht
wohl
nicht?«
oder
noch
dreister:
»Wann
senken
Sie
ihre
Ware?
Sie
wollen
das
doch nicht alles wegschmeißen?«
Zurück
zur
Willkommenskultur.
Sie
muss
für
den
einzelnen
Bürger
fühlbar
gemacht
werden.
Eine
TV-Orgie,
wie
im
August
2015
durch
das
öffentlich
rechtliche
Fernsehen
veranstaltet,
mit
Nationalstolz
im
Gewand
des
Humanismus,
um
aller
Welt
mitzuteilen:
wir
Deutschen
von
heute
sind
ganz
anders.
Wir
sind
weltoffen
und
tolerant
gegenüber
Vertriebenen
und
Verfolgten,
wobei
wir
uns
mit
den
Flüchtlingen
selbst
zu
adeln
versuchen,
wirkt
deplatziert.
Wer
ehrlich
hilft,
hilft
auch
ohne
Medienpräsenz.
Und
dass
sich
damit
national
denkende
Menschen,
ob
Pegida-Anhänger
oder
nicht
überzeugen
lassen,
bleibt
zu
bezweifeln.
Dieser
Mensch
sieht
nur
einströmende
Fremde,
welche
ihm
nach
seinem
Arbeitsplatz
trachten.
Und
genau
diese
Bürger
fühlen
sich
bestätigt
durch
folgenden
Journalismus:
»1.
Flüchtlinge
nehmen
uns
unsere
Jobs
weg.
Falsch!
Der
Arbeitsmarkt
in
Deutschland
brummt.
Zur
Jahresmitte
waren
fast
43
Millionen
Menschen
erwerbstätig,
170
000
mehr
als
ein
Jahr
zuvor.
Rekord!
Gleichzeitig
waren
bei
den
Arbeitsagenturen
589
000
Stellen
als
offen
gemeldet,
87
000
mehr
als
vor
einem
Jahr…«
(Quelle:
Bild
entlarvt
»
Sieben
Vorurteile
gegenüber
Flüchtlingen
«,
26.
August
2015)
Bild
ergreift
nicht
etwa
Partei
für
die
Flüchtlinge,
sondern
nimmt
Vorurteile
und
reichert
sie
mit
vermeintlichen
Fakten
an,
dass
der
Leser
klar
das
Falsch
als
Richtig
erkennt.
Er
schlussfolgert:
Wenn
der
Arbeitsmarkt
nicht
brummt,
werden
diese Arbeitskräfte nicht
eingestellt, sondern entlassen.
Das
es
auch
im
Journalismus
anders
geht,
zeigt
die
Reportage
Die
heile
Welt
des
Jose
Heeg
.
Nehmen
wir
Henning
Sußebach
als
Beispiel
für
echten
i
n
v
e
s
t
i
g
a
t
i
v
e
n
Journalismus
aus
dem
Pulk
der
Reporter,
welche
diesem
Berufsstand
noch
mit
Ehre
anreichern.
Besser
als
in
dieser
Reportage
über
Ausländer
kann
man
Toleranz
und
Vertrauen
als
Mittel
gegen
Selbstgerechtigkeit
kaum
verdeutlichen.
Und
dass
wir
kaum
Tolerant
sind,
zeigt
sich
spätestens
beim
Mindestlohn.
Denn
Toleranz
hat
immer
etwas
mit
Gönnen
gemein.
Seit
wir
die
Geiz
ist
Geil
Mentalität
gänzlich
verinnerlicht
haben,
verbreitet
sich
die
landläufige
Meinung:
Das
Produkt,
was
ich
verkaufe
ist
zu
billig,
aber
das,
welches
Du
verkaufst
kommt
dem
Mondpreis
nah
,
wie
ein
Flächenbrand.
Jeder
möchte
8,50
Euro
(brutto)
in
der
Stunde
haben.
Das
bedeutet,
ich
klage
sie
nicht
nur
für
mich
ein,
sondern
ich
gönne
es
auch
meinem
Nachbarn,
meinem
Gegenüber,
dem
anderen
Mitmenschen.
Es
ist
leicht
mit
der
gegenseitigen
Geringschätzung
zu
brechen,
doch
sollten
wir
bedenken,
dass
»je
individualistischer
eine
Gesellschaft,
desto
raumgreifender
werden
offenbar
auch
die
Egoisten.
Und
je
ungleicher
eine
Gesellschaft,
desto
verheerender
enden
die
Kollisionen.«
(Quelle:
H.
Sußebach,
Die
große
Welt
gleich
nebenan
, S. 49)
Seite 3
mehr zum Thema
•
Zeit-Magazin: »Herr
Hibbe macht zu« (10. Juli
2014)
•
Zeit-Magazin: »Die heile
Welt des Josef Heeg« (16.
April 2014)
•
Henning Sußebach, Die
große Welt gleich
nebenan, Ch. Links
Verlag, März 2016
»je individualistischer eine
Gesellschaft, desto
raumgreifender werden
offenbar auch die Egoisten.
Und je ungleicher eine
Gesellschaft, desto
verheerender enden die
Kollisionen.«
(Henning Sußebach, Journalist)